Dorfgemeinschaft
Wallenhausen e.V.

Die kirchlichen Festtage werden wie in der Stadt gefeiert. Am Karfreitag schweigen die Glocken; vom Kirchturm ertönt die „Ratsche“, und mahnt die Gläubigen zum Besuch des Gottesdienstes.

Zum 1. Mai wird ein Maibaum gesetzt.

Am Fronleichnamstag findet eine Prozession innerhalb des Dorfes statt.

Franz Tuscher berichtet mit seinem Buch „Das Reichtsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert“ (Anton H. Konrad Verlag -1976- Seite 112/113) zum Thema Formen der Frömmigkeit: „Recht weltliche Feiern erhielten gelegentlich aber auch einen eigenartigen kirchlichen Akzent, wenn beispielsweise die jungen Burschen von Wallenhausen, Biberberg und Biberach, gar noch angetan mit den weißen Schürzen ihrer Mädchen, zur Fastnacht eine Messe halten ließen, damit nichts Unrechtes geschehen möge. 

Das Prozessionswesen blühte hier ganz besonders. Wallenhausen war auch dabei, wenn am Dienstag in der Bittwoche 16 Pfarrgemeinden zur Roggenburger Kirche gingen. Manche Pfarreien pilgerten gern wechselweise zu den Kirchen Ihrer Nachbarorte, was freilich nicht immer ohne Zwischenfälle verlief. So gerieten Wallenhausen und Biberachzell ständig in Streit, wenn sie sich notgedrungen auf dem schmalen Weg begegneten, aber keiner dem ändern ausweichen wollte, bis schließlich aus diesem Grund Wallenhausen seit 1796 nach Obenhausen ging. Doch trieben es die Wallenhauser auch beim Kreuzgang nach Witzighausen im Wirtshaus so bunt, dass der Gasthausbesuch auf dem Rückweg überhaupt verboten wurde.“ Soweit Tuscher. 

Eduard Ohm berichtet im Buch „Bei uns daheim“, herausgegeben von der Kreis-und Stadtsparkasse Neu-Ulm -1985-, Seite 154: „Gegen Vater Max, wie man im Bayernland König Max I. Josef nannte, hatte man natürlich auch in Wallenhausen nichts einzuwenden. Wenn nur sein „Wirklicher Geheimer Staats- und Konferenzminister“, der Graf Maximilian von Montgelas, nicht gewesen wäre, der auszog, das ganze Land von allen öffentlichen, oft ungeschicklichen religiösen Vorstellungen zu befreien. Kaum war der 1225 als Wallinhusin erstmals erwähnte Ort an die Krone Bayern gekommen, bereitete diese auch gleich, den allfälligen Bittgängen der Schäflein von St. Mauritius ein jähes Ende. Begründung:  Das Volk versäume nur die Arbeit und erschöpfe sich, durch allzu vieles Beten. 

Nach den Schilderungen des aus Roggenburg kommenden Pfarrvikars, Pater Bartholomäus Haas aus dem Jahr 1799, müssen diese Bittgänge nach Witzighausen, Roggenburg, Biberachzell, Autenried, Schießen und Schleebuch eine Art Volks Wandertag gewesen sein: „Mit dem ersten Psalter wurde erst nach hinterlegtem hiesigen Wirtshause angefangen; auch unterwegs versäumte man es nicht, die Kehlen für alle möglichen Litaneien feuchtzuhalten. 

Um den Allerhöchsten Verordnungen aus den Jahren 1803 und 1808 wenigstens dem Buchstaben nach Folge zu leisten, zogen die Wallenhausener fortan, und das noch einige Jahrzehnte, am Magdalenentag ohne Kreuz, ohne Fahne, ohne Glockengeläut und ohne geistlichen Beistand nach Witzighausen, damit Frohsinn und Geselligkeit nicht zu kurz  kamen.“

Schließlich ist es sehr anerkennenswert, dass der letzte Lehrer an der Wallenhausner Schule in seinen Aquarell-Bildern bäuerliches, dörfliches Leben festgehalten hat.

Fronleichnamsumzung 1960
Sternsinger 2008

Quellennachweise:

Burkhart, Hans, 1988, „Geschichte der Stadt Weißenhorn und ihrer Stadtteile“.  Mareis Druck GmbH, Weißenhorn