Dorfgemeinschaft
Wallenhausen e.V.

Die kath. Pfarrkirche St.Mauritius und 
die Pfarrei Wallenhausen

„Der Kirchenpatron St. Mauritius könnte für die Annahme sprechen, Wallenhausen aus einer römischen Niederlassung entstand“ (Rothalbote vom 11.11.1929).

Erläuterung hierzu: Eine ganz aus Christen bestehende römische Legion – in der ägyptischen Thebais rekrutiert – hat sich unter Führung des hl. Mauritius geweigert, die Christen zu verfolgen. Diese thebäische Legion wurde unter Kaiser Maximian um 300 n.Chr. bei Agaunum (St. Maurice) niedergemetzelt.1

Schon 1256 soll eine Kirche zu Ehren des hl. Moritz und anderer Heiliger geweiht worden sein (Adressbuch 1906).

Das Patroziniumsfest wird am 22. 9. gefeiert.

Die Fresken in der Chor-Mitte stellen nicht nur Mauritius dar, auch die Hl. Maria, Katharina, Petrus und Paulus.1

So kommt es, dass Pfaff Konrad Stegmann von Weißenhorn, Bürger zu Ulm, einen Jahrtag anno 1404 „in Unser Frauen Pfarrkirchen zu Wallenhausen“ stiftete. 1666 sind Felder zehentbar zu St. Katharina in Wallenhausen. Dabei handelt es sich um den Großzehent von 43 Jauchert Acker, wovon 8 1/2 Jauchert in der Wallenhauser und 34 1/2 Jauchert in der Biberberger Feldflur liegen.1

Die Pfarrei war immer, oder seit unfürdenklicher Zeit, eine selbständige Pfarrei. Der  6. August 1256 ist als Weihedatum der Pfarrkirche überliefert.2

Graf Berthold von Marstetten / Weißenhorn verkaufte im Jahr 1309 das Wallenhauser Kirchengut an das Kloster Roggenburg. Im Jahre 1501 wurde die Pfarrei Wallenhausen durch den Cardinal und Legaten Raymund, Bischof von Gurk dem Kloster Roggenburg einverleibt,3 im Jahre 1774 aber durch den Bischof Clemens Wenzeslaus in Augsburg zur Regular-Pfarrei (Regular: Mitglied eines kath. Ordens mit feierlichen Gelübden.) erklärt. Das Kloster Roggenburg verkaufte im Jahre 1600 den Wallenhausener Widdumhof an die Grafen Fugger. Dadurch wurden die Erträgnisse der Pfründe sehr gering, was wohl der Hauptgrund dafür war, dass die naheliegende Pfarrei Biberberg 1774 mit Wallenhausen vereinigt wurde; schon seit der Mitte des 17. Jahrhunderts war Biberberg von Wallenhausen versehen worden.1

 

 

Den „Klosterakten“ (STA.N.) – Zisterzienserreichsabtei Kaisheim – können entnommen werden: 

lfd. Nr. 534 – Die Zuständigkeit des Inhabers des Dorfes Wallenhausen zur Pfarrübergabe 1614;

lfd. Nr. 537 – Pfarrhofbau und Bestreitung der Kosten durch Kapitalsaufnahme zu Wallenhausen 1670-1786;

lfd. Nr. 538 – Überlassung des Patronatsrechts mit allen Zugehörungen zu Biberberg und Wallenhausen an das Reichstift Roggenburg 

                      1708 – 1769;

lfd. Nr. 539 – Bestandsbestreitung an einem Heiligengut zu Wallenhausen durch das dem Kloster Elchingen zugehörige Amt Stoffenried 1719; 

lfd. Nr. 541 – Reparatur der Kirche und Turmkuppel 1754 – 1756.

Pfarrer Haas berichtet 1810 an Hand der Heiligen-Rechnungen ab 1754: „Außer den zwei Chor- und Seitenwänden blieb nichts stehen. Der Länge nach wurde die Kirche merklich erweitert. Dachstuhl, Dach, Fenster, Altäre, Kanzel, Chor- und Kirchen-Stühle, Malereien, Verzierungen usw. erhielten ein neues Dasein. Eine besondere und abgesonderte Sakristei wurde 1756 neu aufgeführt, der Turm um den halben Teil erhöht, auch mit einer Kuppel verziert. Die Kirchen- und Freythof-Mauer wurden ebenfalls erweitert, und ganz neu hergestellt auf Kosten der Kirchenstiftung.1

Schon vor 1606 stand an der Südseite der Freythofsmauer ein Ölberg; nach 1750 wurde anstelle des Ölbergs eine kleine offene Kapelle in Gestalt eines Kerkers hin gebaut mit dem Heiland an die Säule gebunden. 1750 wurde das Hl. Grab beschafft. 1757 hat es der Maler Haberes zu Weißenhorn restauriert.“1

Pfarrer Fidelis Waibel berichtet 1860: Die Kirche ist 84 Fuß lang (d.s. 24,6 Meter) und 26 Fuß breit (d.s. 7,6 Meter), ohne Säulen, mit Backsteinen gemauert.1

Im Turm hängen vier Glocken: die St. Marienglocke vom Jahr 1495, die St. Mauritiusglocke vom Jahr 1661, die größere Glocke mit der Aufschrift „Herr laß alles hier auf Erden Liebe werden“ und „mich goß Meister Benjamin Grüninger Villingen – Neu-Ulm 1949″ sowie die größte Glocke mit der Aufschrift „Hl. St. Josef, du Stütze der Familien, bitte für uns“ und „mich goß Meister Benjamin Grüninger Villingen – Neu-Ulm 1949″.1

1762 wurde m der Kirche eine Orgel aufgestellt; es spielte der Mesner und Schulmeister Johann Reutlinger.1

Der Roggenburger Abt Georgius Leonhardt hatte Kreuzreliquien in Rom erhalten, und ein Partikel am 26. Juli 1764 in Wallenhausen eingesetzt.1

Zur Pfarrei Wallenhausen gehörte auch der Weiler Unteregg (gesprochen Ödegg) bis er 1826 nach Schießen eingepfarrt wurde. Von Bedeutung ist, dass der Weiler im Jahr 1730 eine eigene Kapelle bekam, als im selben Jahr die Wallenhauser Kapelle im „Mitterfeld“ abgebrochen worden war.1

Die Kloster-Pfarrei Wallenhausen wurde durch die im Jahre 1805 durchgeführte Pfarrorganisation in eine Säkular- und Competenz -Pfarrei umgewandelt, und dem jeweiligen Pfarrer eine bestimmte Geld- und Naturalien-Competenz ausgewiesen.(Säkular-Pfarrei heißt an keinem Orden gebunden zu sein).

1858 – 1860 wurden Reparaturen in der Pfarrkirche durchgeführt.1

1882 wurde die Kirchturmkuppel neu gedeckt.1

1888 hat Xaver Schiele von Augsburg als Maler und Vergolder in der Kirche gearbeitet.1

1907 wurde die Kirche von Albert Heinle von Weißenhorn für 1.288 Mark renoviert.1

1925 Im September wurde eine neue Turmuhr von Meister Pechmann, Roggenburg, in Gang gesetzt; sie kostete 1.600 Mark.1

1937 hat der Weißenhorner Malermeister Josef Haberes sen. die Kirche renoviert.1

1937 Josef Zeilhuber von Altstädten/ Allgäu lieferte eine neue Orgel. Diese wurde am 24. 10. 1937 geweiht und vom Domkapellmeister Reiser, Augsburg, gespielt.1

1949 Am 12. Okt. 1949 fand die Glockeneinweihung (Restauration) der St. Mauritiuskirche statt.5

1964 wurde das 3 Uhr läuten eingestellt. In späteren Jahren wieder aufgehoben.5

1964 Am 4. Okt. 1964 wurde der 70. Geburtstag von Pfarrer Otto Knoll nachgeholt und gefeiert. Der Geistliche Rat war in diesem Jahr 25 Jahre in Wallenhausen und wurde zugleich mit einer Ehrenurkunde, überreicht von Bürgermeister Warganz, geehrt.4

1964 Am 26. Dez. 1964 (Stephanstag), von Pfarrer Knoll wurde der Gottesdienst mit einer stillen hl. Messe und deutschem Volksgesang gehalten. Da der Prediger erwähnte, dass die Kirchgänger auf diesem Gebiet anspruchsloser und bescheidener werden müssen, waren die Christen sehr enttäuscht.5

1970 Am Patroziniumsfest (22. 9.) wurde der neue Dorfbrunnen – ein Geschenk des Geistl. Rats Otto Knoll – vor dem Friedhof feierlich geweiht.4

1979 Beginn der Renovierung der St. Leonhardskapelle am 07. April 1979. Im Sep. 1982 wurde die Renovierung der St. Leonhardskapelle abgeschlossen und feierlich eingeweiht.4

1983 Friedhofserweiterung mit Leichenhaus an der St. Mauritius-Pfarrkirche.4

Aus der NU-Z

1985 Renovierung des Pfarrhauses und wurde 1986 abgeschlossen.

Aus der NU-Z

1988 Das Warganz Haus wurde am 12. Mai 1988 abgerissen.

Aus der NU-Z

1990 Seit 1990 sind die Prämonstratenser aus Roggenburg für die Seelsorge zuständig.

Archiv Kloster Roggenburg

1993 Am 19. Mai 1993 kam es durch ein verheerendes  Unwetter zu Millionenschäden. Durch diese Eis walze musste sogar der Schneepflug ausrücken. In Wallenhausen schlug der Hagel Löcher in die Butzenscheiben an der Nordwestseite der Pfarrkirche.

Aus der NU-Z

2007 Am Samstag, den 14. April 2007 Wiedereröffnung der neu renovierten Pfarrkirche St. Mauritius.6

2007 Am 14. Nov. 2007 feierte Pater Konrad Gomm sein 25-jähriges Professjubliläum.6

2007 Am 25. Nov. 2007 wurde die neu renovierte Orgel in der St. Mauritius-Pfarrkirche gesegnet.6

2008 Am 21. Sept. 2008 wurde der neue Altar in der Pfarrkirche St. Mauritius durch den Weihbischof Josef Grünwald eingeweiht.6

Glockeneinweihung am 12.10.1949 durch Geistl. Rat Otto Knoll
Kirche um 1957

Erläuterungen zu der Pfarrkirche

St. Mauritius Wallenhausen

Die kath. Barock-Pfarrkirche St. Mauritius mit dem Zwiebelturm steht schön gelegen in der Mitte des Dorfes. 

Am 6. August 1256 geweiht und im Jahr 1606 umgebaut, ein zweiter völliger Umbau erstreckte sich vom Jahr 1755 bis 1757. Die Innenausstattung mit erhabenen Deckenfresken und reichlicher Stuckarbeiten sind ein Meisterwerk der Gestaltung. Bei der Innen- und Außenrestaurierung des wertvollen Gotteshauses in den Jahren 1963 – 1968 kamen an der Brüstung der unteren Empore unter dem alten Anstrich drei Felder mit Fragmenten hervor, die bei der Restauration ergänzt wurden.

Der Hochaltar Mitte des 18. Jh. wurde von der Wallfahrtskirche Witzighausen (dafür nicht passend) abgekauft. Der Tabernakel (neubarock) ist vom Jahr 1863. Die Monstranz zeichnet sich dadurch aus, dass in der Mitte die Gestalt der Gottesmutter in der Lunula (lat.: kleiner Mond) darbietet. Das Gotteslamm über dem Tabernakel, ist geschnitzt von Otto Böhm Wallenhausen, in der ersten Hälfte des 20. Jh. flankiert von kleinen leuchtertragenden Engeln aus dem 18. Jh. Der auferstandene Heiland mit der Siegesfahne ist vermutlich aus dem ersten Viertel des 18. Jh. Die Motive der Ölgemälde in der Mitte des Altares vom Jahr 1827, werden je nach Anlass des Kirchenjahres mit vier verschiedenen Darstellungen, das hl. Abendmahl, Jesus am Kreuz, einer Kreuzigungsgruppe und Jesus am Ölberg ausgewechselt. Das Ovalbild mit dem Kirchenpatron des hl. Mauritius mit Gefährten, flankiert von zwei Engeln, ist als Abschluss des Altares. Dieser Aufbau wurde wohl im Jahr 1863 gefertigt. Vorhanden sind vierundzwanzig stilvolle Kerzenleuchter, die an den Festtagen den Hochaltar festlich beleuchten.

Über dem Eingang der Sakristei und gegenüber, sowie an der Süd- und Nordwand im Langhaus sind die Kerzenleuchter der Zwölf Apostel befestigt. Die Holzfigurengruppe der Taufe Jesu vom Jahr 1720 befindet sich auf dem Taufstein r. im Chor, darüber das Ewige Licht in schlichter Ausführung.

Auf beiden Seitenaltären vom Jahr 1758 sind im verglasten  Schrein, 1. die hl. Mutter Anna. der Kerkerheiland, (geweiht 1764) beides von der St. Leonhardskapelle übernommen. Über dem 1. Schrein, stehend zwei schöne bekleidete Barockengel und r. mit zwei Putten besetzt. Oberhalb auf dem 1. Altar, die Statue der betenden Muttergottes, r. der gegeißelte Heiland, vermutlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. Das Ölbild am Ende des Altares zeigt 1. den Kindermord und r. den hl. Sebastian. 

Die Kanzel mit prunkvollen Ornamenten und reichlicher Vergoldung von mehreren Engeln geziert, ist ein Kunstwerk aus dem Jahr 1768. Davon stellen drei Engel das Symbol, Glaube, Hoffnung und Liebe dar, auf der Spitze ein Posaunenengel. Der Schalldeckel ist mit drei Putten besetzt, an der Unterseite befindet sich eine Kartusche der Heiliggeisttaube. 

An der Südwand beim Aufgang zur Kanzel, ist ein Gemälde vom Jahr 1767 in einem Messingrahmen mit Rocaillen (muschelförmige Ornamente) der hl. Maria vom guten Rat, gestiftet von Johann Georg Rehle Wallenhausen. Die Ölgemälde der Kreuzwegstationen links und rechts über der Bestuhlung sind aus dem letzten Viertel des 18. Jh. Das große Kruzifix an der Nordwand im Langhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. Von dem Vortragskreuz und den beiden ovalen Gemälden des hl. Ulrich und hl. Georg an der Westwand, ist die Jahreszahl nicht bekannt. Ein Bild vom hl. Cajetan aus dem Jahr 1798 ist während der Restauration der Pfarrkirche abhanden gekommen.

Das Vortragskruzifix im Chor stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. Die Statuen, der hl. Josef, St. Petrus u. St. Paulus, sowie die hl. Katharina sind beiderseits auf einer Konsole im Chor aufgestellt, vermutlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jh.

An der Südwand im Langhaus in einer Nische befindet sich der hl. Nepomuk, gegenüber die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm, beide Figuren sind aus dem Jahr 1730. Die Bestuhlung unter Beibehaltung der barocken Stuhlbacken wurde bei der Restauration in den Jahren 1963-1968 erneuert.

Die Kerkerkapelle an der Südseite im Friedhof mit der lebensgroßen Holzfigur, der gegeißelte Heiland mit Schulterwunde, ist aus den Jahren 1755-60.

                                                                                                                                                

Quellennachweise:

Aus der geschriebenen Pfarrchronik „Pfarrgemeinde St. Mauritius Wallenhausen“ von Magdalena Wiest            

Quellennachweise:

 Burkhart, Hans, 1988, „Geschichte der Stadt Weißenhorn und ihrer Stadtteile“.  Mareis Druck GmbH, Weißenhorn.

2  Habel, Dr. Heinrich: Stadt- und Landkreis Neu-Ulm, Deutscher Kunstverlag München,1966.

3  Der Roggenburger Abt Georgius Mahler, geb. in Ulm, Doktor beider Rechte, kaiserlich geheimer Rat, kraftvoller Vertreter der Rechte Roggenburgs im Streit mit dem Herzog von Bayern und Ludwig v. Habsburg. Der Abt holte sich vom hochwürdigsten Herrn Kardinallegaten Raymundus neue Confirmation-Union-Incorporationsbriefe, die ihm 1501 in Ulm gegeben wurden, und kraft deren die Pfarreien Biberach, Zaiertshofen, Wallenhausen und (Biber-) Berg neuerdings auf ewig Roggenburg einverleibt wurden. Eben dieser Purpurträger hat Abt Georg und seinen Religiösen den Gebrauch des Altaris Portatilis und der sog. Almatien gestattet, als er unter ihrem Klosterdach Nachtlager zu halten allergnädigst geruhte. Alexander VI., römischer Papst, gestattete Georg alle Pontifikalinsignien zu gebrauchen, nach Amt, Vesper und Mette den feierlichen Segen zu erteilen, kirchliche Paramente zu weihen, den Ordenspersonen seines und der ihm unterstellten Klöster die vier niederen Weihen auch außerhalb der gesetzlich festgelegten Zeiten zu erteilen, entheiligte Kirchen zu versöhnen.

4  Aus der geschriebenen Pfarrchronik „Pfarrgemeinde St. Mauritius Wallenhausen“ von Magdalena Wiest

5  Aus Erzählungen und Erinnerungen der Dorfbewohner Wallenhausen.

6  Bei den Ereignissen selbst anwesend.