Erläuterungen zu der Kapelle
St. Leonhard Wallenhausen
Am nördlichen Dorfausgang an der Straße zwischen Wallenhausen und Biberberg befindet sich die im Jahr 1733 erbaute wertvolle St. Leonhardskapelle. Am 28. Juni 1730 erlaubte Fürstbischof Alexander Sigmund von Augsburg, an Stelle der „alten und baufälligen“ St. Leonhardskapelle, welche südlich von Wallenhausen lag, auf einem anderen Platz eine neue zu bauen. Durch den fleißigen Pfarrchronist (ein Pater vom Kloster Roggenburg) war aus einer Urkunde von 1912 zu erfahren, dass die St. Leonhardskapelle 1733 von Baumeister Hänsle Autenried und Zimmermeister Christian Zwiebel Biberberg, erbaut wurde. Die Innenrestauration war Dekorationsmeister Heinle von Weißenhorn anvertraut. Die Altäre und die Kanzel fertigte Thaddäus Schleifer von Biberachzell, während sie vom Maler Stephan Haberes von Weißenhorn gefasst wurden. Die Altargemälde, die allerdings keine Kunstwerke sind, stammen ebenfalls von einem Biberachzeller Meister, nämlich dem Maler Josef Frank; das schmucke Türmchen erhielt 1750 zwei Seilzugglöcklein von Josef Weingarten in Lauingen; eines derselben wurde 1849 von Meister Böhm in Lauingen umgegossen. Die besten Arbeiten sind der Hochaltar und die Kanzel; beide in reichem Schnitzwerk und reicher Vergoldung ausgeführt und gehören noch dem Barockstil an und zwar seiner letzten Periode, die Seitenaltäre dagegen zeigen ausgeprägte Rokokoformen und dürften etwa 20 Jahre später von Schleifer gefertigt worden sein. Zu Beginn des vorigen Jh. anlässlich der Aufhebung der Klöster wurde für die St. Leonhardskapelle das Todesurteil gesprochen. Der damalige Pfarrer von Wallenhausen, konnte die Begnadigung durchsetzen mit der Begründung, die Kapelle werde notwendig als Totenkapelle für den neu anzulegenden Friedhof; der aber nicht angelegt wurde. Da inzwischen auf den Sturm der „Aufklärung“ Windstille folgte, durfte das Kirchlein stehen bleiben. Nach etwa 180 Jahren zeigte sich das Gewand des Kirchleins abgetragen und durchlöchert. Auch die Innenausstattung von Glanz, Schmuck, Gold und Marmor waren verblasst. Die völlige Innen- und Aussenrenovation ist in den Jahren von 1911 bis 1912 durchgeführt worden
Inzwischen war das Gotteshaus nach 66 Jahren wiederholt baufällig geworden und musste baupolizeilich gesperrt werden. Die dringend notwendige Restauration wurde unter Initiative von Geistl. Rat Pfarrer Humpf Ende 1977 nicht nur von der Kirchenverwaltung und dem Pfarrgemeinderat, sondern auch durch eine Bürgerversammlung einstimmig beschlossen. Die Instandsetzung erstreckte sich vom Jahr 1978 bis 1982. Die gelb-weiße Farbgebung der Fassade weist zu den erneuerten roten Dachziegeln einen guten Kontrast auf. Das schmiedeeiserne Kreuz auf dem Zwiebeltürmchen wurde erneuert. Die Kuppel des Türmchens wurde im Jahr 1945 mit Kupfer eingedeckt. Die Rundbogenfenster erhielten teilweise eine Neuverglasung und an der Westseite einbruchsichere Schutzgitter. Der Innenputz des Kleinods ist weiß getüncht und verleiht dem Raum ein helles Licht. Im Chor und in der Sakristei blieb der Fußbodenbelag einigermaßen gut erhalten. Vom Mittelgang bis zu den Seitenaltären ist der Boden mit neuen Solnhofer Platten belegt worden. Die Bestuhlung und der Treppenaufgang zur Empore sind aus Nadel- und Eichenholz in Natur belassen eine schöne Ausführung. Auf der Empore verblieben die bisherigen Kirchenbänke. Die Elektroinstallation ist neu erstellt und die Beleuchtungskörper sind dem Baustil gut angepasst. Außen über dem Nordportal grüßt das Bild mit dem Kirchenpatron vermutlich aus dem 19. Jh. Der Hochaltar mit einer großzügigen Schnitzarbeit und schönen Ornamenten in reichlicher Vergoldung ist ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes. Ein noch fehlender Tabernakel wurde von dem Kirchenmaler Alfred Schmid, Ingstetten, neu angefertigt. Die Monstranz aus Holz, mit Strahlen umgeben, vollkommen neu gefasst in Gold und Silber mit der Figur des hl. Leonhard ist ein einmaliges Meisterstück. Das erhabene Ölgemälde in der Mitte grüßt mit dem hl. Leonhard, flankiert von den zwei Nothelfern des hl. Wendelin und Rochus in perlweiß gefasst. An dem Aufbau des Altares ist das Gemälde der Hl. Dreifaltigkeit, davon links und rechts ein kleiner Engel und beiderseits ein mächtiger perlweiß gefasster Engel, sitzend auf geschwungenen Giebelstücken mit Mitra bzw. Pedum.
Am Ende des Altares stellen drei abgewinkelte in Silber gefasste Herzen, Jesus Christus, die Mutter Gottes und den hl. Josef dar. Dieser Auszug ist von zahlreichen Engelsköpfen geziert. Den Altar schmücken vier Rokoko Kerzenleuchter. Auf dem linken Seitenaltar ist das Bild vom heiligsten Herzen Jesu aufgestellt, rechts das Motiv der unbefleckten Jungfrau Maria, beide Tafeln sind in den sechziger Jahren von der St. Mauritius Pfarrkirche ausgetauscht worden. Der links Altar zeigt das Gemälde der Vierzehn Nothelfer, rechts Maria Verkündigung. Als oberstes Bild ist links der hl. Oswald, rechts der hl. Franz Xaver, beiderseits flankiert von kleineren weißen Engeln.
Die schwere Last der prächtigen Barockkanzel mit reichem Schnitzwerk und schöner Vergoldung trägt ein kunstvoller Engel auf dem Rücken mit beiden Händen abgestützt, vermutlich aus dem Jahr 1715. An der Kanzel selbst sind von links nach rechts die Darstellungen, das Volk jubelt Christus zu, der zwölfjährige Jesus im Tempel, der Fischfang und die Auferstehung. An der Rückwand befindet sich Jesus der gute Hirte. Die Unterseite des Schalldeckels ist mit dem Gemälde der Heiliggeisttaube von Engelsköpfen umgeben. Über dem Schalldeckel sind drei Putten und vier figürliche Symbole der Evangelisten des hl. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Mit einem mächtigen Posaunenengel ist die Kanzel gekrönt.
Das Ewige Licht in schöner Ausführung aus Metall, wurde bei der Restaurierung der Kapelle der Pfarrkirche übernommen. Im Chor befinden sich jeweils auf einer Konsole die Statuen, der hl. Leonhard aus dem 18. Jh. die Apostel St. Petrus und St. Paulus vom Jahr 1630 und die hl. Katharina spätgotisch, aus den Jahren 1480-90.
Im Langhaus der Westseite, sitzend auf einer Konsole die schmerzhafte Gottesmutter in erneuertem Ornat (Mitte des 18. Jh.) mit dem Leichnam Jesu (15. Jh.) auf dem Schoß unter dem Holzkreuz mit Rocaillen (lat.: und heißt muschelförmige Ornamente) an den drei pass förmigen Enden vom 18. Jh. Der Corpus ist aus dem Jahr 1520. Davon links und rechts auf einer Konsole die hl. Maria und der Evangelist Johannes aus dem 17. Jh. An derselben Wandfläche ist ein gestiftete Ölbild auf Holz gemalt vom Jahr 1737 mit dem Motiv des hl. Leonhard und ein Pferd mit einem Kind, das um die Gesundheit des Viehes bittet. Ebenfalls im Langhaus links und rechts sind Votivbilder der Immaculata (lat.: und heißt Unbefleckte Empfängnis) und St. Leonhard, beide laut Inschrift gestiftet vom Müller Mattheis Nenning im 18. Jh. Die schwarze Madonna der wundertätigen Muttergottes von Maria-Einsiedeln an der Ostwand, ist ein Holzschnitt mit Goldfolie dekoriert, in klassizistischem Rahmen. Der festliche handgeschmiedete Kronleuchter wurde hergestellt und gestiftet von Schmiedemeister Josef Schwehr Im Jahr 1983. Die obengenannten figürlichen Darstellungen sind kunstvolle Schnitzwerke.
Quellennachweise:
1 Aus der geschriebenen Pfarrchronik „Pfarrgemeinde St. Mauritius Wallenhausen“ von Magdalena Wiest